Nordlager I

Lage der Markierung des Lagerteils Nord I

Im November 1943 wurde rechts der Straße im Anschluss an das deutsche Vorlager ein drittes Teillager (Compound) für Angehörige der US-Air Force eröffnet, das zunächst als Nordlager (North Compound) bezeichnet wurde. Die Ankunft vieler weiterer Kriegsgefangener bewirkte eine Erweiterung des Lagerkomplexes um einen weiteren Compound, der North-North genannt wurde. Aus dieser etwas komplizierten wurde letztendlich für beide Nordlager „North I“ und „North II“. Später entstand daneben der dritte Compound für US-amerikanische Kriegsgefangene North III.

Hubert Zemke

Der deutschstämmige Jagdflieger der US-Air Force Colonel Hubert Zemke geriet im Oktober 1944 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Eskortiert von einem Leutnant der Deutschen Luftwaffe gelangte er per Bahn nach Barth. Da er bereits ab 13. Mai 1943 den Rang eines Colonel (Oberst) inne hatte, löste er den bisherigen Senior Allied Officer, Colonel Jean Byerly, ab, der zudem wegen gesundheitliche Probleme froh war, diese höchst verantwortungsvolle Position an Zemke abgeben zu können. Colonel Hubert Zemkes Hauptquartier (Head Shed) befand sich in Baracke 9, Raum 21 des Nord I.

Die jüdischen Piloten

Eine Gruppe Kriegsgefangener des Stalag Luft I, die die nationalsozialistische Rassenideologie zu spüren bekam, waren hunderte Juden, vornehmlich aus den USA.

Jüdische Kriegsgefangene mussten zwar nicht mit einem gelben Stern gekennzeichnet sein, doch sollten sie so weit wie möglich von den anderen Kriegsgefangenen getrennt werden. Einige Tage nach Weihnachten 1944 wurden die jüdischen Häftlinge zunächst in einer gesonderten Baracke des Teillagers Nord 1 konzentriert.

Am 10. Januar 1945 trafen dort ca. 400 – 500 jüdischen Gefangene der Teillager zusammen. Viele fürchteten, sie würden von Barth aus zur Vernichtung in ein KZ transportiert werden und baten ihre nichtjüdischen Kameraden um die Benachrichtigung ihrer Familien, falls sie nicht mit ihnen in die Heimat zurückkehrten. Colonel Zemke als Senior Allied Officer protestierte energisch gegen das Vorgehen der deutschen Kommandantur und wies den Lagerkommandanten darauf hin, dass etwaige Beeinträchtigungen oder gar Tötungen der Gefangenen als hinreichende Gründe für Verurteilungen als Kriegsverbrechen nach dem bevorstehenden alliierten Sieg gewertet werden. Es blieb bei der Separierung, weitere Repressionen erfolgten nicht.

 Compound Commanders

  • North I Ross Greening Lnt Colonel (Oberstleutnant)
  • North II Lientenant Colonel Wilson, davor Colonel Spicer
  • North III LNT. Colonel Francis Gabreski
  • West Compound Colonel Einar Malstrom für US-amerikanische Kriegsgefangene

Compound Officer North III

Colonel Henry Spicer kommandierte die 357. Jagdflieger-Gruppe der US-Air Force. Sein Flugzeug wurde von der Flak am 3. März 1944 über dem englischen Kanal abgeschossen. Er konnte mit dem Fallschirm abspringen und landete im eiskalten Wasser. Es gelang ihm in das aufblasbare Schlauchboot zu kommen. Da Such- und Rettungskommandos ihn nicht entdeckten, trieb er zwei Tage lang in der See und landete an einem Strand in der Nähe der französischen Stadt Cherbourg. Mit Erfrierungen an Händen und Füßen lag er dort bis er endlich von deutschen Soldaten gefunden wurde. Nach medizinischer Behandlung und Vernehmung brachten ihn die Deutschen in das Stalag Luft I Barth.